Jesus Christus – Seine Person

Wenn wir uns in den nächsten beiden Studien mit der Person und dem Werk Jesu Christi befassen, sind wir eindeutig beim Kern des christlichen Glaubens angelangt. Es gibt kein Christentum ohne Christus. Schon die Bezeichnung „Christentum“ leitet sich von seinem Namen ab.
Es steht und fällt mit der Frage, ob Jesus wirklich der war, der er behauptete zu sein – nämlich der Sohn Gottes, der in diese Welt kam, um für die Sünden der Menschen zu sterben.

Bevor wir gleich die wichtigsten Aspekte seiner Person betrachten, sei zunächst auf den äußerst bemerkenswerten Umstand hingewiesen, dass über die Person Jesu Christi mehr Bücher und Abhandlungen geschrieben wurden, mehr Filme gedreht wurden und mehr Diskussionen geführt wurden als über irgend eine andere Person der Weltgeschichte – und dass, obwohl er nur drei Jahre öffentlich wirkte und selbst keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließ. Seine Lehren und Lebensregeln sind moralisch so hochstehend und erhaben, dass sie nicht übertroffen werden können. Selbst schwierigste Fragen beantwortete er mit unglaublicher Geistesgegenwart, Schärfe und Klarheit. Sein Verhalten war immer tadellos und beherrscht. Bei der Betrachtung seiner Person kam der Historiker Philipp Schaff zu folgender Schlussfolgerung: „Ein so origineller, so vollständiger, so beständig gleichbleibender, so vollkommener, so menschlicher und doch über alle menschliche Größe so erhabener Charakter kann weder ein Betrug noch ein Wahn sein. … Es bedürfte eines Größeren als Jesus, um einen Jesus zu erfinden“ (aus: Josh McDowell: Die Bibel im Test, Hänssler-Verlag, Neuhausen-Stuttgart, 1992, S. 164f). Schaff will damit sagen, dass kein Mensch in der Lage wäre, einen so edlen Charakter, wie wir ihn in Jesus Christus vorfinden, zu erfinden.

Wenden wir uns nun der Betrachtung dieser einzigartigen Persönlichkeit zu.

1. Sein Name

Der Name Jesus ist die griechisch-lateinische Form des hebräischen Jeschua und bedeutet „Der Herr ist Heil (Rettung)“. Der Engel des Herrn hat es Joseph verheißen (Mt. 1,21: „Und sie wird einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus nennen; denn er wird sein Volk erretten von seinen Sünden“.
Christus ist die Amtsbezeichnung für Jesus. Es bedeutet „der Gesalbte“ (hebr. Messias). Diese Bezeichnung geht auf die Tradition in Israel zurück, Könige und Priester bei ihrer Amtseinweihung zu salben.
Der Doppelname Jesus Christus ist also das kürzeste Bekenntnis der Christenheit. Es besagt, dass Jesus von Nazareth der Heiland und verheißene Messias ist.

2. Seine Person

2.1 Seine Präexistenz

Präexistenz bedeutet, dass Christus bereits vor seiner irdischen Geburt existierte. Jesus selbst machte diesen Anspruch deutlich durch seine Aussage (Joh. 8,58): „Ehe Abraham war, bin ich.“ Die umstehenden Juden begriffen sofort den ungeheuerlichen Anspruch, den Jesus damit erhob, was zur Folge hatte, dass sie ihn wegen Gotteslästerung steinigen wollten.

Genau genommen lehrt die Bibel nicht nur, dass Jesus vor seiner irdischen Geburt existierte, sondern dass er sogar vor der Erschaffung der Welt existierte – ja mehr noch, dass er ewig ist. Einige Belege dafür:
• Er ist vom Himmel gekommen (Joh. 3,13.31).
• Durch ihn ist die Welt geschaffen (Joh. 1,3; Kol. 1,16; Hebr. 1,2).
• Er ist wesensgleich mit Gott (Joh. 10,30) und hatte dieselbe Herrlichkeit wie der Vater, ehe er in die Welt kam (Joh. 17,5).

2.2 Prophezeiungen über Jesus

Das Alte Testament, welches über einen Zeitraum von ca. 1000 Jahren geschrieben wurde und mit dem Buch Maleachi ca. 430 v. Chr. seinen Abschluss fand, enthält sehr viele konkrete Vorhersagen über das Kommen eines Messias. Es lässt sich recht leicht feststellen, dass damit wirklich der Herr Jesus gemeint ist, wenn man die einzelnen Prophezeiungen mit den Einzelheiten seines Lebens vergleicht. Hier sind einige davon; jeweils mit der Prophetie aus dem AT und der Erfüllung aus dem NT (aus: Jean Gibson, Training im Christentum 0, CLV, Bielefeld, 2002, S. 70):

  • Geburt in Bethlehem (Mi. 5,1; Mt. 2,1-6).
  • Seine Geburt aus der Jungfrau (Jes. 7,14; Mt. 1,18-25).
  • Sein Einzug in Jerusalem (Sach. 9,9; Lk. 19,35-38).
  • Sein Verrat (Sach. 11,12; Mt. 26,14-15).
  • Ans Kreuz genagelt (Ps. 22,15-17; Sach. 12,10; Joh. 19,34.37).
  • Sein Gebet für die Feinde (Jes. 53,9.12; Lk. 23,34).
  • Gekreuzigt mit Verbrechern (Jes. 53,9.12; Mt. 27,38).
  • Von den Toten auferstanden (Ps. 16,9-11; Lk. 24,46; Apg. 13,33-35).

Oft hört man den Einwand, dass diese Dinge nachträglich geschrieben wurden und sich daher „erfüllten“. Dieser Einwand kann keineswegs gelten gelassen werden, denn die erste griechische Übersetzung der hebräischen Schriften des AT, die Septuaginta, wurde ca. 250 vor Christus fertiggestellt. Es liegt auf der Hand, dass man für eine griechische Übersetzung im Jahre 250 v. Chr. auch den hebräischen Text im Jahre 250 v. Chr. brauchte.

2.3. Seine Menschwerdung

Auch wenn die Bibel das Wort Menschwerdung nicht benutzt, macht sie doch eindeutige Aussagen darüber, dass Christus Mensch geworden ist (Joh. 1,14; Phil. 2,7; 1.Joh. 4,2). Das heißt, die zweite Person der Gottheit nahm menschliche Natur an. Er war wirklicher Mensch und machte alle Erfahrungen, die zur menschlichen Existenz gehören (außer die Erfahrung der Sünde):

  • Jesus wurde wie jeder Mensch geboren (Lk. 2,6-7), wuchs heran und entwickelte sich als Mensch (Lk. 2,52).
  • Er erfuhr menschliche Beschränkungen wie Hunger (Mt. 4,2), Durst (Joh. 19,28), Müdigkeit (Joh. 4,6), Traurigkeit (Joh. 11,35).
  • Er war Versuchungen ausgesetzt (Mt. 4,1-11). Jesus wusste, was es bedeutet, von der Sünde gereizt zu werden. Deshalb kann er uns in unseren Kämpfen verstehen.
  • Er starb und wurde begraben.

2.4 Seine Gottheit

Ebenso eindeutig, wie die Bibel Jesus’ vollkommenes Menschsein lehrt, spricht sie von seiner vollkommenen Göttlichkeit (Gott ohne jegliche Einschränkung). Das wird an folgenden Fakten deutlich:

Er erhält Namen und Titel Gottes

  • Herr und Gott. Jesus wird im NT Kyrios genannt, was in der griechischen Übersetzung des AT für Jahwe verwendet wird. Das stellt einen klaren Hinweis auf seine Göttlichkeit dar (vgl. Röm. 10,13 mit Joel 3,5; Röm. 10,9). Er wird auch Gott genannt (Joh. 1,1; 20,28; Hebr. 1,8).
  • Sohn Gottes. Jesus verwendete diesen Titel, wenn auch nur selten, für sich selbst (Joh. 10,36) und ließ sich von anderen so bezeichnen (Mt. 26,63-64). Im jüdischen Sprachgebrauch bedeutete ‚Sohn des’ im Allgemeinen nicht Unterordnung, sondern Gleichstellung und Wesensgleichheit.

Er war einzigartig in seinem Wirken und seinen Worten

  • Jesus vollbrachte Wunder (Joh. 6,1-13; 16-21; Lk. 4,39), was er tat, um Menschen zu helfen und seine Macht zu beweisen.
  • Sein Verhalten war absolut tadellos, so dass niemand ihn auch nur einer einzigen Sünde bezichtigen konnte (Joh. 8,46).
  • Seine Worte hatten überwältigende Vollmacht. Sogar seine Feinde sagten: „Niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch“ (Joh. 7,46).
  • Er wusste Dinge, die nur einer allwissenden Person bekannt sein können (Mt. 16,21; Mk. 11,2-6; Lk. 6,8; Joh. 4,16-18.29).
  • Er nahm Anbetung entgegen, was nur Gott gebührt (Lk. 4,8 vgl. mit Joh. 9,38; Mt. 14,33).

Er stellte einzigartige Behauptungen auf

  • Jesus beanspruchte Gleichheit mit Gott dem Vater (Joh. 10,30).
  • Er behauptete, direkt von Gott, seinem Vater, zu kommen bzw. dessen Sohn zu sein (Joh. 5,43; 8,42; Mk. 14,61-62).
  • Er behauptete, der endgültige Richter aller Menschen zu sein (Mt. 25,31ff).
  • Er beanspruchte, Sünden vergeben zu können (Mk. 2,5).
  • Er sagte, er sei der einzige Weg zu Gott (Joh. 14,6).
  • Er behauptete, allmächtig zu sein (Mt. 28,18).

Er war einzigartig in Tod und Auferstehung
Jesus opferte sein Leben freiwillig (Joh. 10,18). Sein Tod war kein Zufall. Er selber sagte seinen Tod voraus und gab den Grund dafür vorweg (Mk. 10,45): „Denn auch der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“. Sein Tod war von außergewöhnlichen Zeichen begleitet: Sonnenfinsternis (Mt. 27,45), Erdbeben, Auferstehungen, Vorhang im Tempel zeriss (Mt. 27, 51-54).
Nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, wurde sein Leichnam in einem Felsengrab beigesetzt. Das Grab wurde mit einer schweren Felsplatte verschlossen, versiegelt und durch eine römische Wache gesichert, denn man wollte unter allen Umständen verhindern, dass sein Leichnam gestohlen werden könnte. Dennoch fand man am dritten Tage sein Grab leer. Gott hatte ihn vom Tode auferweckt. Engel bezeugten den Menschen, die diese Auferstehung nicht im Mindesten erwartet hatten (Lk. 24,5-6): „Was sucht ihr den Lebenden unter den Toten? Er ist nicht hier, sondern ist auferweckt worden“.
Das Zeichen der Auferstehung diente als endgültige Beglaubigung dafür, dass Jesus war, was er behauptete zu sein: „erwiesen ist als Sohn Gottes … durch die Auferstehung von den Toten“ (Röm. 1,4 Schlachter-Übersetzung).

3. Schlusswort

Selbst erklärte Gegner des Christentums, wie der Franzose Rousseau, kommen bei der Betrachtung der Person Jesu Christi ins Fragen, wer dieser Mensch war: „Kann die Person, deren Geschichte die Evangelien wiedergeben, selbst Mensch sein? Welche Zartheit, welche Reinheit in seinem Verhalten! Welche Güte in seinen Unterweisungen! Welche Erhabenheit in seinen Lebensregeln! Welch tiefe Weisheit in seinen Reden! Welche Geistesgegenwart, welch geniale Gerechtigkeit in seinen Antworten! Ja, wenn das Leben und Sterben eines Sokrates das Leben und Sterben eines Philosophen waren, dann waren Leben und Sterben Jesu Christi das Leben und Sterben eines Gottes“ (aus: Josh McDowell: Die Bibel im Test, Hänssler-Verlag, Neuhausen-Stuttgart, 1992, S. 195).

Alles, was wir bis hierher über die Person Jesu Christi gesehen haben, sollte uns die Beantwortung der Frage Jesu nicht schwer machen (Mt. 16,15): „Ihr aber, was sagt ihr, wer ich bin?“
Petrus antwortete (V. 16): „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“.

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