Jesus Christus – Sein Werk am Kreuz

Am Abend vor seiner Gefangennahme hielt Jesus vor dem kleinen Kreis seiner Jünger seine letzten Reden, an deren Ende er ein Gebet sprach, welches uns im 17. Kapitel des Johannesevangeliums genau überliefert ist. Dort betet er zu Gott, dem Vater (V. 4): „Das Werk habe ich vollbracht, das du mir gegeben hast“. Und unmittelbar vor seinem Tod am Kreuz auf Golgatha sprach er die drei höchst bedeutsamen Worte (Joh. 19.30): „Es ist vollbracht.“
Diese Sätze machen deutlich, dass er sich mit einem Werk beauftragt wusste und dass sein Tod kein Zufall war.
In dieser Studie nun wollen wir klären, was es mit dem Tod Jesu auf sich hat. Warum war er notwendig? Was genau passierte mit Jesus? Was bewirkt sein Tod für uns Menschen?

1. Warum war sein Tod notwendig?

Wie wir in der dritten Studie bereits sahen, ist Gott heilig. Nichts Unreines oder Böses kann in seine Gegenwart kommen. Da jeder Mensch sündigt, lebt jeder Mensch in geistlicher Trennung von Gott. Weil Gott außerdem vollkommen gerecht ist, kann er auf keinen Fall über die Sünde hinwegsehen. Sie muss bestraft werden. Und da die einzig angemessene Strafe für die Sünde der Tod ist (Röm. 6,23: „Der Lohn der Sünde ist der Tod“), hat jeder Mensch das Todesurteil Gottes verdient.

Da Gott aber nicht möchte, dass auch nur ein Mensch ewig von ihm getrennt sein muss, ersann er einen Weg, die Sünde von uns Menschen zu richten und einem jeden die Vergebung der Schuld anzubieten. Diesen Weg nennt die Bibel „Stellvertretung“. Das heißt, jemand anders wird an meiner Stelle verurteilt und bezahlt das, was eigentlich ich selbst zu bezahlen hätte. Dieser andere ist Gott selbst, der in der Person Jesu Christi Mensch wurde und sich stellvertretend für alle Menschen zum Tode verurteilen ließ. Wie ist das möglich?
Wenn jemand zur Zahlung einer hohen Geldstrafe verurteilt wird – sagen wir eine Million Euro –, und er kann diese Summe selbst nicht bezahlen, dann könnte natürlich stellvertretend ein Freund für ihn bezahlen; vorausgesetzt dieser hat solch eine Summe. Wenn wir nun überlegen, wer für uns Menschen stellvertretend Gottes Gerichtsurteil über die Sünde auf sich nehmen könnte, dann könnte das nur jemand sein, der nicht für seine eigene Sünde vor Gott bezahlen muss. Kein Mensch war und ist dazu in der Lage. Jesus Christus aber, der Gott-Mensch, erfüllte diese Voraussetzung. Er war selbst ohne Sünde und konnte deshalb für die Sünden anderer sterben (2.Kor. 5,21): „Den, der Sünde nicht kannte, hat er (Gott) für uns zur Sünde gemacht“.
Der Tod Jesu als menschgewordener Gott war die einzige Möglichkeit, uns Menschen von der Sünde zu reinigen und mit Gott zu versöhnen. Diese Tat erwirkt aber nicht automatisch die Versöhnung aller Menschen mit Gott. Jeder Einzelne muss sie im Glauben für sich persönlich annehmen (Apg. 16,31): „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“. Darüber werden wir in der nächsten Studie dieser Reihe mehr erfahren.

2. Was genau passierte mit Jesus?

Nachdem Jesus im Garten Gethsemane von den jüdischen Führern verhaftet worden war, kommt es noch in der Nacht zum Prozess vor dem „Hohen Rat“, der obersten jüdischen Religionsbehörde. Man klagt ihn der Gotteslästerung an, weil er behauptet haben soll, Gottes Sohn zu sein. Nach einer direkten Frage des Hohenpriesters, ob er der Christus, der Sohn des Hochgelobten sei, antwortet Jesus wahrheitsgetreu (Mk. 14,62): „Ich bin es …“. Von diesem Moment an überstürzen sich die Ereignisse. Der Hohepriester zerreißt als Zeichen seiner Empörung sein Obergewand, andere schlagen Jesus oder spucken ihn an, und alle sind sich in ihrem Urteil einig (V. 64): „er ist des Todes schuldig“.
Da aber die Juden damals nicht das Recht zur Hinrichtung besaßen (das war der römischen Besatzungsmacht vorbehalten), führen sie ihn am nächsten Morgen (Freitag) sofort zum römischen Statthalter Pilatus, von dem sie die Todesstrafe für Jesus verlangen. Obwohl Pilatus eigentlich von der Unschuld Jesu im Sinne des Strafrechts überzeugt ist, gibt er schließlich dem Drängen des Volkes nach (offensichtlich fürchtete er die Konfrontation mit den Juden, vgl. Joh. 19,12-16) und verurteilt Jesus zum Tode durch Kreuzigung. Diese schreckliche Hinrichtungsart war eigentlich nur für Schwerverbrecher, entlaufene Sklaven und Aufrührer vorgesehen. Warum Jesus auf diese grausame Weise hingerichtet wurde, wissen wir nicht genau. Aber es sollte uns vor Augen führen, wie schrecklich Sünde in Gottes Augen ist, und wie hart er sie bestraft.
Nachdem Pilatus das Todesurteil ausgesprochen hatte, wurde Jesus zunächst gegeißelt. Bei einer römischen Geißelung wurde der Verurteilte entkleidet, an einem Pfahl festgebunden und von mehreren Soldaten mit Lederpeitschen, deren Riemen mit Knochen- oder Metallstücken versehen waren, so lange geschlagen, bis diese ermüdeten. Diese Geißelung war so furchtbar, dass viele Verurteilte bereits dabei tot zusammenbrachen. Nach der Geißelung wurde Jesus gezwungen, den Querbalken des Kreuzes, an dem er hingerichtet werden sollte, selbst zum Hügel Golgatha zu tragen. Unterwegs brach Jesus unter der Last zusammen, und man zwang einen Mann, Simon von Kyrene, ihm die Last abzunehmen und sie bis zur Hinrichtungsstätte zu tragen.
Die Kreuzigung selbst fand zur dritten Stunde des Tages (nach jüdischer Rechnung also vormittags 09.00 Uhr) statt. Sie war so eine furchtbare Todesstrafe, dass man kaum darüber schreiben mag. Der Verurteilte wurde auf das am Boden liegende Kreuz gebunden und dann wurden große Nägel durch die Handteller und durch beide Füße getrieben. Danach wurde das etwa drei Meter hohe Kreuz aufgerichtet und im Boden verkeilt. Gekreuzigte litten unter furchtbaren Schmerzen, konnten sich aber dennoch nicht bewegen. Sie hatten entsetzlichen Durst, Atemnot und Todesängste. Sie waren zum äußersten Grad der Machtlosigkeit verdammt und obendrein als schreckliches Schauspiel den Menschen ausgesetzt. Jesus musste z.B. beißenden Spott über sich ergehen lassen (Mt. 27,39-44): „Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten.“ „Wenn du Gottes Sohn bist, so steige herab vom Kreuz!“ Er hätte es in seiner Allmacht tun können, aber dann wäre sein Werk nicht vollendet gewesen.
Nachdem Jesus sechs Stunden am Kreuz gehangen hatte, schrie er laut (Mt. 27,46): „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Er drückt damit aus, was wirklich passiert war. Gott hatte sich von seinem Sohn abgewandt, weil dieser mit den Sünden der Menschen beladen war und Gott keine Sünde in seiner Gegenwart dulden kann. So durchlebte Jesus für uns die Trennung von Gott. Kurz nach diesem Aufschrei starb Jesus.
Am Abend wurde sein Leichnam durch Josef von Arimathäa vom Kreuz abgenommen, in ein Leinentuch gewickelt und in einem Felsengrab, welches durch eine große Felsplatte verschlossen wurde, bestattet. Sein Grab wurde versiegelt und durch eine römische Wache gesichert. Man wollte verhindern, dass irgendjemand die Leiche entwenden könnte.
Am Sonntagmorgen kamen einige Frauen zum Grab Jesu, um den Leichnam nach jüdischer Sitte zu salben. Sie fanden Jesus aber nicht, denn er war auferstanden. Ein Engel Gottes verkündigte ihnen die Botschaft (Mt. 28,5-6): „Fürchtet euch nicht! Denn ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier, denn er ist auferweckt worden, wie er gesagt hat.“ Jesus hat also den Tod besiegt, und seine Auferstehung beweist, dass er wirklich Gottes Sohn ist (Röm. 1,4 Schlachter): „erwiesen ist als Sohn Gottes … durch die Auferstehung von den Toten“. Wer mehr über die gewaltige Tatsache seiner Auferstehung erfahren möchte, wird an die Studie „Ist Jesus wirklich von den Toten auferstanden?“ und an das hervorragende Buch „Die Bibel im Test“ von Josh MacDowell verwiesen.

Wir wenden uns abschließend der Frage zu, welche Auswirkungen der Tod Jesu für uns Menschen hat.

3. Was bewirkt der Tod Jesu?

Diese Frage ist unmöglich in einem Satz umfassend zu beantworten. Wir wollen die Bedeutung seines Todes anhand von drei Grundwahrheiten aufzeigen.

3.1 Reinigung

Wie wir unter Punkt 1 bereits erwähnten, nahm Jesus stellvertretend für uns Menschen die Strafe für die Sünde, den Tod, auf sich. Damit bewirkt er für uns Menschen auch die Reinigung von den Sünden. Johannes der Täufer bezeichnete Jesus öffentlich als „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt“ (Joh. 1,29). Wir verstehen diesen Vergleich am besten, wenn wir uns den Opferritus im Alten Testament vergegenwärtigen. Dort musste ein Israelit, der ein Sündopfer darbrachte, seine Hände auf den Kopf des Opfertieres legen, wodurch seine Sünde auf das Opfertier übertragen wurde. Danach musste das Tier anstelle des Sünders sterben und für ihn mit seinem Leben die Strafe bezahlen. Es nahm sozusagen die Sünde hinweg. So hat Jesus die Sünde von uns Menschen hinweggenommen. Er war das vollkommene Opfer für die Sünden der ganzen Menschheit. Und sein Opfer war ausreichend für jede Sünde (1.Joh. 1,7): „das Blut Jesu reinigt uns von jeder Sünde“. Wer diese Tatsache im Glauben für sich persönlich in Anspruch nimmt, kann darauf vertrauen, dass Gott ihm ein für allemal vergibt und er ganz reingewaschen ist von allen Sünden.

3.2 Erlösung

Der Tod Jesu bewirkt für uns Menschen nicht nur die einmalige Reinigung von den Sünden, sondern auch die Erlösung von der Herrschaft der Sünde.
Wie wir bereits in der Studie Nr. 5 sahen, ist der Mensch seit dem Sündenfall „von Natur aus ein Kind des Zorns“ (Eph. 2,3). Sein inneres Wesen ist verdorben, und er ist ein Sklave der Sünde (Röm. 6,17). Das heißt, dass der Mensch von Natur aus nicht in der Lage ist, nicht zu sündigen. Von dieser Sklaverei der Sünde wird der Gläubige durch das Blut Christi losgekauft (1.Petrus 1,18-19). Er steht nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde (Röm. 6,18), weil er mit samt seiner sündigen Natur sozusagen mitgekreuzigt worden ist: „da wir dies erkennen, dass unser alter Mensch (der natürliche Mensch ohne Gott) mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde.“ (Röm. 6,6-7). Alles, was zum alten Menschen gehört, ist demnach mit Christus in den Tod gegangen. Da Tod immer Trennung bedeutet, ist ein Gläubiger somit vom Herrschaftsprinzip der Sünde getrennt (erlöst).
Er ist frei, ein Leben für Gott zu führen (Röm. 6,11).

3.3 Versöhnung

Eine weitere Segnung, die uns Menschen durch den Tod Jesu zuteil wird, ist die Versöhnung mit Gott. Die Bibel lehrt, dass sich Gott und Mensch durch die Sünde in einem Zustand der Feindschaft befinden (Röm. 5,10). Des Menschen Sünde ruft Gottes gerechten Zorn hervor: „Denn es wird geoffenbart Gottes Zorn vom Himmel her über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen“ (Röm. 1,18).
Diesem gerechten Zorn Gottes wird durch den Tod seines Sohnes vollständig genüge getan: „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu … Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt“ (2.Kor. 5,19.21 LÜ). Jesu Werk am Kreuz bewirkt also auch die vollkommene Rechtfertigung des Menschen vor Gott, sodass er mit Gott versöhnt ist.
Wenn ein Mensch sich auf der Grundlage des Werkes Jesu mit Gott versöhnen lässt, dann ist seine geistliche Beziehung mit Gott, die einst durch den Sündenfall verloren ging, wiederhergestellt.
Das wird tiefen Frieden im Herzen des Menschen und große Freude an dieser erneuerten Beziehung hervorrufen: „Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus“ (Röm. 5,1).