Die Person Gottes

Wenn wir die Bibel auf der ersten Seite aufschlagen, lesen wir Folgendes: „Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde“ (1.Mose 1,1). Die Bibel versucht also nicht, die Existenz Gottes zu beweisen, sondern sie geht von der Tatsache seiner Existenz aus. Darüber hinaus teilt sie uns mit, dass das Wissen um seine Existenz tief ins Bewusstsein des Menschen eingewoben ist: „er hat die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ (Prediger 3,11). Die zahlreichen Religionen in allen Kulturen und Zivilisationen sind ein Ausdruck dessen.

Will der Mensch etwas von Gott erkennen, ohne auf Spekulationen und eigene Vorstellungen zurück-zugreifen, ist er auf Offenbarungen Gottes angewiesen. In der Theologie nennt man die beiden Kanäle, durch welche sich Gott zu erkennen gibt, die allgemeine und die spezielle Offenbarung. Was damit gemeint ist, wollen wir kurz betrachten.

1. Die Offenbarungen Gottes

1.1 Allgemeine Offenbarung (die Natur)

Wie schon der Name sagt, ist die allgemeine Offenbarung allgemein. Das bedeutet, dass sie alle Men-schen erreicht (Apg. 14,16-17) und allgemein zugängliche Mittel, wie die Pracht des Sternenhimmels und die Wärme der Sonne (Psalm 19,2-7) sowie das menschliche Gewissen (Röm. 2,14-15) verwendet.

Durch die allgemeine Offenbarung – die geschaffenen Dinge – ist jeder Mensch in der Lage, die ewige Kraft und den Charakter Gottes (z.B. Weisheit und Intelligenz) zu erkennen. Hören wir dazu den Römerbrief 1,20: „sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlich-keit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien“.

So eindrucksvoll diese aus der Natur abgeleiteten Erkenntnisse auch sein mögen, sie sind nur ein Teil der Offenbarung Gottes. Sie machen dem Menschen lediglich bewusst, dass es einen Schöpfer gibt. Wenn man in Kontakt mit diesem Wesen kommen möchte, dann braucht man speziellere Informationen. Und die hat Gott uns in einer Selbst-Offenbarung, der Heiligen Schrift, gegeben.

1.2 Spezielle Offenbarung (die Heilige Schrift)

Das geschriebene Wort (die Bibel) offenbart Gott und seine Absichten umfassend. Der ganze Charakter Gottes wird enthüllt – seine Heiligkeit, seine Liebe, seine Gerechtigkeit, seine Gnade u.a.
Die Bibel entfaltet Gottes Plan für die Menschheit und das Universum, und sie bietet die einzige Aufzeichnung über Gottes Erscheinen auf der Erde durch Jesus Christus: „Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht“ (Joh. 1,18).
Wer Gott erkennen will, muss in die Schrift seiner Offenbarung schauen.

Im Folgenden sehen wir, was die Bibel über die Person Gottes offenbart.

2. Die Person Gottes

2.1 Gott hat Persönlichkeit

Es ist eine wundervolle Wahrheit, dass der Gott der Bibel nicht bloß ein Prinzip oder eine unpersön-liche Kraft ist, sondern eine Person, zu der man eine Beziehung haben kann. Gott besitzt personen-hafte Eigenschaften wie Erkenntnis (1.Joh. 3,20), Empfinden bzw. Gefühl (1.Mo. 6,6; Joh. 3,16) sowie Willen und Entscheidungsfähigkeit (Eph. 1,11; Jak. 1,18).
Dass Gott eine lebendige und souveräne Person ist, wird kraftvoll in Ps. 115,1-7 zum Ausdruck gebracht – in Form eines Vergleichs zwischen Götzen und dem einen wahren Gott: Götzen können weder sprechen, sehen, hören, riechen, fühlen, gehen noch irgendein Geräusch von sich geben; Gott dagegen „ist in den Himmeln; alles, was ihm wohlgefällt, tut er“.
Bedenken wir, welchen Trost es für Gläubige bedeutet zu wissen, dass Gott Liebe ist (1.Joh. 4,8) und dass man sich jederzeit an einen fürsorglichen Gott wenden kann (1.Pt. 5,7).

2.2 Gott existiert in drei Personen

Das Alte wie das Neue Testament verkünden, dass es nur einen wahren Gott gibt (5.Mo. 6,4; 1.Tim. 2,5). Jedoch offenbart die Heilige Schrift Gott als eine Mehrzahl von Personen: Gott der Vater, Gott der Sohn, Gott der heilige Geist. In der Theologie nennt man das Trinität oder Dreieinigkeit. Diese Lehre steht jenseits des menschlichen Fassungsvermögens und hat keine Parallele im Erfahrungs-bereich des Menschen. Sie sollte im Glauben auf der Grundlage der Schriftoffenbarung akzeptiert werden.
Die Lehre, dass Gott in mehreren Personen existiert, wird u.a. durch den Gebrauch des Wortes elohim deutlich, welches als im Plural stehender Name Gottes verwendet wird.
Außerdem ist festzustellen, dass Gott oftmals von sich als „uns“ oder „wir“ spricht (1.Mo. 1,26; 3,22). Weiterhin finden sich Stellen, wo zwischen „Gott“ und „Gott“ unterschieden wird (Ps. 45,7-8; Hebr. 1,8).
Das Neue Testament gibt uns eine deutlichere Offenbarung der Dreieinigkeit. Hier wird Gott in der Person Jesu Christi leibhaftig, empfangen vom Heiligen Geist und doch der Sohn Gottes, des Vaters. Bei der Taufe Jesu treten diese Unterscheidungen klar hervor. Gott, der Vater, spricht aus dem Himmel, der Heilige Geist kommt in Gestalt einer Taube auf Jesus nieder und Jesus selbst wird getauft (Mt. 3,16-17). Jede Person wird im NT als Gott bezeichnet: Der Vater ist Gott (2.Pt. 1,17), der Sohn ist Gott (Joh. 1,1.14; Röm. 9,5; 1.Joh. 5,20), der Heilige Geist ist Gott (Apg. 5,3-4, 2.Kor. 3,17).

2.3 Gott ist Geist

Gott ist Geist (Joh. 4,24) und damit den Beschränkungen von Raum, Zeit und Materie nicht unterworfen. Er kann beispielsweise überall präsent sein, da er nicht an einen Ort gebunden ist.
Wenn Gott physikalische Eigenschaften wie Hände und Augen zugesprochen werden (Hiob 10,8; Ps. 139,16), bedient sich die Bibel bildhafter Vergleiche in menschlicher Form zu unserem besseren Verständnis. Wenn wir also lesen, dass Menschen Gott gesehen haben (2.Mo. 24,10.11; Jes. 6,1), bezieht sich dies lediglich auf eine Manifestation Gottes in materieller Form, denn niemand kann Gott eigentlich sehen (Joh. 1,18). Ihn gesehen zu haben, kann aber auch meinen, Ihn erfahren zu haben.

Die Tatsache, dass Gott eine Person ist, bedeutet, dass wir eine Beziehung zu ihm haben können. Und es entspricht dem Wunsch Gottes, dass wir Menschen in diese Beziehung zu ihm kommen: „an Güte habe ich gefallen, nicht an Schlachtopfern, und an der Erkenntnis Gottes mehr als an Brandopfern“ (Hosea 6,6).
Er verspricht, sich finden zu lassen, wenn wir ihn ernstlich suchen: „sucht, und ihr werdet finden; klopft an, und es wird euch geöffnet werden“ (Mt. 7,7; vgl. auch Jer. 29,13-14a).

Könnte es etwas Wichtigeres geben, als mit dem lebendigen Gott in Kontakt zu kommen?